In der Bundeswehrkaserne in Aachen überschlagen sich die Ereignisse: Die Sowi-Schüler*innen der Q2, die dort in die Rollen diverser Regierungen schlüpfen, kommen im Kampf gegen die vielfältigen Probleme kaum hinterher. Terroristen gefährden verschiedene Regionen der Welt, woanders protestiert das Volk und verlangt nach Frauenrechten, die Ukraine stürzt in den prorussischen Bürgerkrieg und allgegenwärtig ist der Konkurrenzkampf um kostbare Ressourcen und gegen die Umweltverschmutzung.

Schnell merken alle, dass alles nicht so einfach ist, weil jede Problemlösung Geld kostet und irgendwas immer knapp ist. Das Planspiel Polis simuliert mehrere Jahre, in denen die Schüler*innen die internationale Politik ihrer Länder gestalten, die eigene Volkswirtschaft ankurbeln wollen und gesellschaftliche Probleme lösen müssen. Dafür werden in der UN-Generalversammlung Reden geschwungen, an der Börse wird fieberhaft verhandelt und an einer riesigen Weltkarte Truppen und Einsatzkräfte verschoben. Wehe, wenn sich die dreiköpfigen Regierungen intern nicht sauber abgesprochen haben und die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. Und wehe, wenn der Zahlenraum bis 100 nicht sicher beherrscht wird – denn wenn der Wirtschaftsminister Murks macht, lösen sich die ehrenwertesten politischen Visionen schnell in Luft auf. Gegen Ende wurde auch deutlich, wie nationale Egoismen in Verbindung mit großen Waffenarsenalen einzelnen Politikern zu Kopfe steigen - eine auffällige Parallele zu den Ereignissen in der realen Welt, wo auch Politiker am Ende ihrer Karriere mit Hilfe von fadenscheinigen Gründen ohne Rücksicht auf Verluste ihre imperialen Gelüste ausleben.

Nach drei Tagen voller konstruktiver Verhandlungen, hitziger Diskussionen und geheimer Absprachen fahren die 28 Schüler*innen erschöpft nach Haus. Die Weltprobleme konnten beileibe nicht alle gelöst werden – aber die Jugendlichen haben einen intensiven Einblick in die Komplexität der internationalen Politik gewonnen.

Hauke Hullen