25. August 2023

Kursfahrt Q2: Vom Anne-Frank-Haus hinaus aufs Ijsselmeer

Von der Kursfahrt zweier Q2-LKs nach Holland berichten Oleksandr Shakhnik und Emily Irwin.

Für den Mathe-LK und den Pädagogik-LK der Q2 war von der Vergangenheit bis zu der Moderne, Enge und Weite, Faulenzen und Herausforderungen, Regen und Sonne alles dabei. 

Nachdem wir das Leben der Anne Frank hautnah erfahren haben, durften wir unsere restliche Zeit entlang den Grachten und in den quirligen Straßen von Amsterdam verbringen. Am Dienstagabend ging es dann mit großer Aufregung aufs 55 Meter lange Segelschiff (Baujahr 1909) und wir verbrachten unsere erste Nacht im Hafen von Enkhuizen. Nachdem alle nach dem Frühstück an Deck waren und wir die Grundregeln zu den verschiedenen Segeln von unserer Maat Annika erklärt bekommen haben, legten wir auch schon ab. 
Ab sofort war Teamgeist und Zusammenarbeit gefragt, um die Segel zu setzen. Sobald dies getan war, verbrachten wir die meisten Stunden mit Kartenspielen, Schachspielen, Lesen, Reden, Musikhören, sich sonnen und im äußerst kühlen Meer schwimmen zu gehen. 
Obwohl diese Zeit sehr entspannend war, war das Arbeiten mit den Segeln sehr anstrengend und teilweise herausfordernd. Auch das „Leben“ auf begrenztem Raum mit fast 40 Mitmenschen, trotz des großen und luxuriösen Schiffes, war gewöhnungsbedürftig. Zusätzlich war das Kochen und Spülen für so eine große Gruppe herausfordernd, aber machbar. 

Allgemein kann man sagen, dass alle etwas aus dieser Woche mitgenommen haben und das trotz der Schwierigkeiten alles glatt lief. 
Die größte Herausforderung der ganzen Woche war es, aufgrund der dünnen Wände die Wecker auszuhalten, die im Zwei-Minuten-Takt morgens aus jedem Zimmer alarmierten. 

Emily Irwin, Q2 

Wir trafen uns als Mathe- und Päda-LK an der Schule, alle waren mit bester Laune und nachdem alle sich zusammengefunden hatten, ging die Reise auch los.
Die Fahrt dauerte etwa 3h nach Amsterdam und verlief ohne Probleme. Alle waren müde, da man schon an der Schule sein musste zu einem Zeitpunkt, an dem man im normalen Schulbetrieb vielleicht noch schlafen würde. In Amsterdam angekommen erkundeten wir die Stadt, nachdem wir unsere Sachen im Hotel abgestellt, die weitere Planung besprochen und uns in kleine Gruppen aufgeteilt hatten.
Was einen sofort als Deutschen verblüfft, ist die Pünktlichkeit und Qualität des öffentlichen Nahverkehrs: Dieser kam getaktet auf die Sekunde genau in 5-10-minütigen Abständen. Außerdem war das Fahrkarten-System deutlich moderner und sinnvoller als in Deutschland. Die Tickets haben einen Chip verbaut, welchen man an einem besonderen Terminal beim Eingang in der Straßenbahn und beim Ausgang ein- und auschecken muss. Dies hat auch zur Folge, dass man in der lokalen App die Auslastung der jeweiligen Bahn sieht.
Freizeit hatten wir genug und so waren wir viel shoppen und konnten die kulturellen Sehenswürdigkeiten betrachten. Nachdem wir ein paar Stunden spaziert waren, aßen wir in hübschen Cafes und trafen uns am Anne-Frank-Huis (Anne-Frank-Haus). Dort hatten wir dann eine kleine Theoriestunde zur Person von Anne Frank und ihrer Familie als auch der Umstände in Deutschland und Europa zum damaligen Zeitpunkt des Dritten Reiches. Anschließend haben wir das originale Anne-Frank-Haus besucht. Man hat Geschichte live erleben können und den Stress der Familie Frank nachvollzogen. Wir hatten Audioguides und in jedem Raum wurden Informationen abgespielt, die weitere, tiefere Einblicke in ihre Leben gaben. Danach hatten wir Freizeit und sind gen Abend wieder ins Hotel gekommen, wo wir uns eingefunden und gespielt haben.
Am nächsten Tag hatten wir pure Freizeit und durften die gesamte Stadt erkunden, die sehr vielfältig ist und man von Punkt A sehr schnell zum Punkt B aufgrund der weit-fortgeschrittenen Infrastruktur gelangen kann. Am Nachmittag wurde die Reise dann auf einmal nicht mehr so rosig. Wir mussten während der Rush-Hour mit zwei Kursen, also knapp 40 Leuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und mehreren Anschlusswechseln von Amsterdam nach Enkhuizen gelangen. Zuerst also ging es mit der Straßenbahn zu einer anderen Haltestelle, um von dort mit der, in Deutschland vergleichbaren, S-Bahn zum Hbf zu gelangen, um dann einen IC zu nehmen. Das war ein Abenteuer für sich, die Quest wurde aber, nach viel Stress und Entzweiteilung der Gruppe, gemeistert. Im Zug hat man sich dann erholen können und sich schon Gedanken gemacht, wie das Leben auf dem Schiff denn so aussähe.
In Enkhuizen angekommen hatte man einen kompletten Atmosphärwechsel, alles war, im Vergleich zu Amsterdam, klein, idyllisch und warm, fast schon ein Dorf, ein sauberes und schönes Plätzchen – und dann auf einem Segelschiff, was könnte man sich Besseres vorstellen? Das echte Abenteuer begann hier.
Wir mussten allerdings ein paar Stunden warten, bis wir auf das Schiff durften. In dieser Zeit waren ein Teil einkaufen, der Rest setzte oder legte sich in der Nähe des Schiffes, um die frische Briese des Ijsselmeers, die Sonne und die Stimmung zu genießen.
Auf dem Schiff angekommen, belegten wir erstmal unsere Kajüten und hatten eine kleine Einweisung, was wir dürfen oder eben nicht dürfen. Der Skipper und die Maat waren sehr entspannt und euphorisch, jedoch vorsichtig zugleich - sie kannten uns nicht und wir sie nicht. Ob wir wohl ein gutes Teamplay abgeben könnten? Spoiler: Die Antwort lautet: “Ja!”, doch dazu später.
Jedenfalls aßen wir zu Abend und spielten Gesellschaftsspiele wie Poker, Lügen, Mensch ärger dich nicht, Schach u.a., wonach wir uns in die Kajüten zur ersten Übernachtung auf dem Schiff aufmachten.
Am nächsten Morgen bekamen wir eine tiefere Einführung bzgl. der Segel- und Mastnamen (Schoner-, Haupt-, Besan- -segel/-mast etc.) als auch der Terminologie des Segeln und mussten “Probehissen”, also am Hafen angedockt einmal Segel hissen und dann zusammenfalten, was, weil es das erste Mal war, dementsprechend seine Zeit dauerte. Anschließend fuhren wir los und hissten dann richtig die Segel. Alle packten mit an und die Stimmung an Bord war großartig. Es war erstaunlich, wie schnell wir uns als Gruppe zusammengeschlossen hatten, und die anfängliche Skepsis gegenüber dem unbekannten Skipper und der Maat war schnell verflogen.
Während der Fahrt auf dem Ijsselmeer spielten wir weiterhin verschiedene Spiele an den Abenden. Schach wurde auf dem Deck gespielt, während die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand und die Sterne am Himmel erschienen. Kartenspiele und Brettspiele sorgten für Unterhaltung in den gemütlichen Lobbys. Die Abende waren eine Zeit des Lachens und der Entspannung, und es schien, als würden alle Konflikte und Bedenken des Alltags auf dem Festland zurückbleiben.
Ein unvergesslicher Moment unserer Reise war, als wir mitten auf dem Ijsselmeer den Anker warfen und die Gelegenheit bekamen, im offenem Wasser zu schwimmen. Es war eine erfrischende Pause von der Segelfahrt und eine Gelegenheit, die niederländische Natur aus nächster Nähe zu erleben. Wir genossen jede Minute unserer Reise.
Die Tage vergingen wie im Flug, während wir verschiedene Küstenstädte und Inseln im Ijsselmeer erkundeten. Wir hatten die Möglichkeit, in malerischen Häfen anzulegen und die örtlichen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Dabei lernten wir nicht nur viel über die niederländische Kultur, sondern vertieften auch unsere Segelkenntnisse und halfen aktiv beim Segeln - jeder, wo er konnte.
Am letzten Tag hatte sich das Wetter verschlechtert und es schüttete aus Eimern, der Bus kam etwas später als erhofft, aber nichtsdestotrotz verlief die Rückfahrt reibungslos, und wir waren alle erfüllt von den Erinnerungen an die abenteuerliche Segelreise und die gemeinsamen Erlebnisse. Diese Reise hatte nicht nur die einzelnen Cliquen aufgebrochen und zur interfreundschaftlichen Zusammenarbeit geführt, sondern auch unsere Gruppendynamik gestärkt und uns gezeigt, dass Teamwork und Zusammenhalt selbst auf engstem Raum möglich sind. Es war eine Reise, die wir nie vergessen werden und die uns mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause zurückkehren ließ.

 Oleksandr Shakhnik, Q2