12. November 2024
Q2: Faust 1 bis 3 in 90 Minuten

Am 12. November hatten drei Deutschkurse der Q2 die Gelegenheit, die Aufführung von Goethes „Faust“ im Jungen Schauspielhaus zu besuchen. Das Stück, eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur, brachte zahlreiche interessante Interpretationen und Elemente auf die Bühne.
Die darstellerischen Fähigkeiten der Schauspieler waren herausragend. Besonders beeindruckend fand ich die Leistung des Hauptdarstellers, der die Rolle des Faust übernahm. Seine intensive Darstellung brachte die inneren Konflikte und die Verzweiflung der Figur authentisch zum Ausdruck. Eine überraschende Darstellung war die Besetzung von Mephisto durch eine Frau. Die Schauspielerin, die Mephisto verkörperte, überzeugte mich dennoch durch ihre charismatische, aber auch teuflische Präsenz.
Das Bühnenbild war kreativ und vielseitig. Die wechselnden Szenerien wurden durch geschickte Lichttechnik und Hintergründe, wie den blauen Vorhang, der abhängig von der Stimmung und der Szene wechselte, eindrucksvoll umgesetzt. Besonders beeindruckend waren die Spezialeffekte, darunter echte Feuersequenzen, die die dramatischen Momenten verstärkten. Auch die verschiedenen Farben des Lichts waren gut angepasst. Die modernen, teils eintönigen Kostüme trugen zur Aktualisierung des Stücks bei und spiegelten eine modernere Interpretation wider.
Außerdem haben mir die zwei Erzähler bzw. Kommentatoren geholfen, das Spiel und die Szene besser zu verstehen. Die zwei verdienen durch ihre sympathische, authentische und selbstbewusste Art ein großes Lob.
Die musikalische Untermalung war ein weiteres Highlight der Aufführung. Die sorgfältig ausgewählte und eingespielte Musik verstärkte die emotionale Wirkung der Szenen und unterstrich die dramatischen Wendungen des Stücks. Zudem gab es mehrere beeindruckende Gesangseinlagen, die mich begeisterten und die Atmosphäre intensivierten.
Ein besonders positiver und auffälliger Aspekt war die Verwendung von Jugendsprache in einigen Dialogen. Dies war ein mutiger und gelungener Versuch, das Stück zu modernisieren und es gerade für Schulklassen zugänglicher und relevanter zu machen. Die jugendliche Sprache machte die Dialoge lebendiger und half, die zeitlose Geschichte in einen modernen Kontext zu setzen.
Trotz vieler positiver Aspekte gab es auch einige Hindernisse. Eine der größten Herausforderungen bei der Inszenierung eines so komplexen Werkes wie „Faust“ ist wahrscheinlich die Länge des Textes. In dieser Aufführung wurden Kürzungen vorgenommen, um die Spielzeit auf etwa anderthalb Stunden zu begrenzen. Leider gingen dadurch einige wichtige Dialoge und tiefere Kennzeichen der Charaktere verloren, was die Tiefe des Stücks teilweise beeinträchtigte. Zudem wurden Szenen übersprungen und durch abrupte Zeitsprünge ersetzt, was manchmal zu Verwirrung führte. Gerade Faust 2 und 3 wurde gegen Ende nur zusammengefasst und statt geschauspielert nur erzählt. Zusätzlich wurden die Rollen während des Stücks mehrfach getauscht, was zwar eine interessante künstlerische Entscheidung war, jedoch ebenfalls zu meiner Verwirrung beitrug.
Insgesamt war die Aufführung von „Faust 1+2+3“ eine beeindruckende und emotionale Erfahrung. Die starken schauspielerischen Leistungen, das kreative Bühnenbild und die musikalische Untermalung trugen wesentlich zum Erfolg der Inszenierung bei. Die Verwendung von Jugendsprache war ein gelungener Ansatz, das Stück zu modernisieren und besonders für ein jüngeres Publikum und Schulklassen zugänglicher zu machen. Trotz einiger Mängel, wie der Kürzungen im Text, bot die Aufführung einen neuen und frischen Blick auf Goethes Klassiker. Diese Inszenierung zeigte, dass „Faust“ auch heute noch ein lebendiges und relevantes Stück ist, das verschiedene Interpretationen zulässt und das Publikum zu fesseln vermag.
Louise Rinnert, Q2
Bild: David Baltzer, Schauspielhaus Düsseldorf