31. August 2020

Weimarfahrt

Warum gedenken wir? Wem gedenken wir? Wie gedenken wir? Und wie kann Gedenken in Zeiten von Corona gelingen?
In Weimar besuchten wir das an diesem Ort vor einem Jahrhundert gegründete Bauhaus. Tauchten tief ein in die Weimarer Klassik. Wir standen vor Goethes Sarg, bestaunten in seinem Wohnhaus den Ort, wo der zweifache „Faust“ entstand. Besonderen Eindruck hinterließ der Rokokosaal der „Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek“. Ein echtes Schmuckstück, in dem Herder, Wieland, Schiller, Goethe aber auch Kafka, Grass und viele mehr sich inspirieren ließen. Das Weimar-Seminar 2020 war besonders intensiv: Infolge der Infektionsschutzbestimmungen bildeten wir vier Kleingruppen à 10 Personen. So konnten wir in den verschiedenen Führungen in einen besonders anregenden und fruchtbaren Dialog mit den Museumspädagogen treten. Denn wir wollten nicht nur maßgebliche Gedenkorte der Weltgeschichte erleben. Wir wollten uns auch fragen: Warum gedenken wir? Ist unsere Form des Gedenkens angemessen? Könnte Gedenken auch anders erfolgen und wie gedachte man den Orten in den Jahren der DDR?

Im Juno-Zimmer des Historischen Wohnhaus Goethes müssen nur die Büsten keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen.

Ein Blick aus dem sattgrünen Park an der Ilm auf Goethes Garten aus. Wie die gesamte Altstadt Weimars gehört auch dies zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Eine Kleingruppe bei der Einführung in die theoretischen Grundlagen der Bauhaus-Bewegung -  manche kannten zuvor nur den gleichnamigen Baumarkt.
Das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald warf die beklemmende Frage auf, was all der Humanismus der Weimarer Klassik bewirken kann, wenn in unmittelbarer Nähe ein Arbeitslager entsteht, dessen Ziel die zigtausendfache Vernichtung von Würde und Leben durch Arbeit ist? Wie gedenkt man dem nationalsozialistischen Verbrechenskomplex? Wie tat man es in der DDR, wie realisiert man es heute?

Neben dem Ort auf der Wartburg, wo Luther die Bibel in die deutsche Sprache übersetzte, war besonders eindrucksvoll der Rokokosaal der Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek. Aufgrund von Corona war es diesmal möglich, Bilder zu machen ohne andere Besucher abzulichten.

Ein Juwel des europäischen Baus von Bibliothek. Und die Sammlung der Exponate steht der Architektur in nichts nach.

Im Modernen Lesesaal der Bibliothek entdeckten wir außerdem eine sechsbändige Ausgabe von „Corona“. Sicher lesenswert.
 
Sehr großzügig gefördert durch die Konrad-Adenauer-Stiftung reisten wir mit vier Fragen nach Thüringen (siehe Überschrift). Mit wesentlich mehr Fragen kehrten wir wieder zurück an den Rhein. Hinzu kam da und dort ein kleiner Bauchansatz, denn die Thüringer Rostbratwürste waren köstlich. Anders als die meisten Orte in Weimar gehörten diese Fleischkunstwerke unverständlicherweise nicht zum UNESCO-Weltkulturerbe.