08. März 2022

Krieg in Monschau: Wenn aus Spiel Ernst wird

Frieden und Wohlstand wollten die rund 30 Schüler*innen der Q2-Sozialwissenschaftskurse beim Planspiel “Polis” erreichen - doch nach drei Tagen, bei denen es kaum eine Verschnaufpause gab, weil eine Krise die nächste jagte, standen die Zeichen auf Eskalation.

Denn bei dieser komplexen Simulation der Weltpolitik erlebten die Schüler bei ihren (simulierten) UN-Konferenzen, Handelsgeschäften und Militärplanungen, wie die Spielhandlung von der Wirklichkeit überlagert wurde. Am 1. Tag in der Monschauer Jugendherberge war die Welt noch in Ordnung. Während die Schüler*innen als Präsidenten, Außen- und Wirtschaftsminister ihre Länder vertraten, äugte man immer mal wieder auf die reale Politik: Würde Putin es wirklich wagen, in die Ukraine einzumarschieren? Einhellige Meinung: Nein - immerhin war allen bereits nach einem Tag “Polis” klar geworden, welche politischen und ökonomischen Kosten mit einem Krieg einhergingen. Ganz abgesehen von Moral und Leid: Ein Krieg rechnet sich einfach nicht. 

Am nächsten Morgen hatte Putin der Ukraine ihre Staatlichkeit aberkannt, dafür aber Donezk & Luhansk als souveräne Staaten anerkannt und die Invasionstruppen in Bewegung gesetzt. Plötzlich wehte in Monschau ein rauerer Wind: Denn auch auf der Polis-Weltkarte formierten sich die Truppen rund um den Ukraine-Konflikt, standen Nato und EU vor der Frage, inwieweit sie eingreifen sollte, stieß die russische Aggression auf Empörung, aber auch auf Unterstützung von einigen wirtschaftlich abhängigen oder ideologisch verwandten Staaten.

Nach drei Tagen endete die Simulation. Sie bot den Schülern einen intensiven Einblick in all die Sachzwänge und Querverbindungen, die es so schwierig machen, bei Problemen aller Art einfache (Stammtisch-)Lösungen zu finden. Und zum ersten Mal in der langen Geschichte der Polis-Tage des FCG entließ das Planspiel die Schüler in eine Welt, in denen ein angespielter Konflikt in atemberaubender Weise zur tödlichen Wirklichkeit wurde.

Hauke Hullen